Mategemeo

Die Frauen lernen neue HandwerkstechnikenMategemeo ist ein junges Projekt unserer Partner, an dem wir uns beteiligen. Das Wort „Mategemeo“ bedeutet „Zukunft gestalten“.

Junge Frauen lernen hier ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dazu eignen sie sich Handwerkstechniken an – stricken, nähen, batiken, gärtnern.

Später können sie mit diesem Wissen Geld für sich und ihre Familien dazu verdienen. Selbstbewusstsein stärkt dieser Kurs ganz nebenbei.

Viele der Mädchen sind Waisen und im Bewusstsein groß geworden, „weniger wert zu sein“. Doch mit ihren Fähigkeiten können sie auf eigenen Beinen stehen und ihr Leben meistern.


Infrastruktur

Die Gebäude der ehemaligen Bibelschule wurden von der Diözese dem Kirchenkreis Tandala zur Verwaltung und der Kirchengemeinde Mang’oto zur Nutzung übergeben. Es gibt mehrere Räume. Das Büro der Schulleiterin, drei Unterrichtsräume, Schlafräume für die Schüler, eine Küche, einen Essens- und Aufenthaltsraum und seit 2011 gehören auch Innentoiletten, die die einfache Latrinen ersetzten, dazu.
Kleine Felder für den Mais- und Weizenanbau liegen in der Nähe, einen Gemüsegarten gibt es hinter dem Haus und einen Hühnerstall.


Hintergrund

Die Frauen zeigen sich selbstbewusster und leben richtig aufDie meisten Mädchen schlafen hier zum ersten Mal in ihrem Leben auf einer Matratze und kochen sich ihre Abendmahlzeit regelmäßig. Die Nahrungsmittel bringen sie zum Teil aus ihren Familien mit, zum Teil bauen sie diese selbst an und verarbeiten sie. Die jungen Frauen erfahren dabei neue Anbautechniken und die Verwendung von verschiedenen Gemüsesorten.

Ganz nebenbei begreifen sie, dass man sein Schicksal selbst in die Hand nehmen muss und darf, man eben nicht „Sklave“ der Großfamilie ist. Die Mädchen entwickeln so ein gesundes Selbstbewusstsein. Scheu verstecken sie sich zur Einschulung hinter den Schulmauern der Schule, verbergen ihr Gesicht unter zerrissen Tüchern (Kangas) und flüstern stets mit leiser Stimme.

Nur ein halbes Jahr später hat man das Gefühl einem anderen Menschen gegenüber zu stehen. Dieselben Mädchen rufen sich Scherze bei der Arbeit zu, fürchten sich nicht, ihr Gesicht zu zeigen. Ihre Sachen sind sauber und ordentlich genäht. Sie fühlen sich sicher und leben auf. Allein das ist schon ein großer Erfolg.


Unsere Partnerschaftsarbeit

Marlis und Hartmut Barsnick meinen, man kann dies nur befördern, wenn öfter Partner aus Übersee vor Ort sind, die Projekt und Mädchen schützen, indem sie zeigen: Wir sind da, wir kümmern uns, wir vergessen Euch nicht. Und allein deshalb sei es schon sinnvoll in Flug- und Aufenthaltskosten zu investieren.

„Als ich die ersten Male in den 1990er Jahren hier herflog, hieß es immer, wo hat denn der das Geld her? Nutzt der die Kollekte?“ Nein, es ist wie in jeder Freundschaft so wichtig sich regelmäßig zu besuchen und hier in Mang’oto ist es auch wichtig, die Freunde zu stärken. Sonst können die kleinen Fortschritte sich nicht verfestigen und werden von Turbulenzen auf anderen Ebenen einfach wieder hinweg gefegt.

Ein Besuch aller drei Jahre mit einem viertägigem Kurzaufenthalt reicht nicht aus. Ja, stößt die Gemeinde oft nur in finanzielle Probleme durch die Versorgung der Gäste. Sicher hat auch solch ein Besuch einen Wert, aber wir möchten die langfristige Entwicklung verfolgen und begleiten können. Das ist nachdrücklich Schwerpunkt unserer Partnerschaft.


Schule

Das Schuljahr beginnt im Januar. Es gibt zwei Schulklassen. Insgesamt können 25 Schülerinnen in Mategemeo lernen. Bisher haben 12 Schülerinnen die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Fünf haben 2011 die zweijährige Ausbildung abgeschlossen. In der 2012er Abschlussklasse lernen 20 Mädchen. Für Neuanmeldungen wird zuerst der Bedarf des Pfarrsprengels Mang’oto berücksichtigt, Restplätze gehen an den Kirchenkreis Tandala.

Das Schulgeld beträgt 30.000 TSH. Viele Schülerinnen bekommen einen finanziellen Zuschuss aus Spenden. So unterstützt die Gemeinde Ebersleben in Deutschland Mädchen, die sich das Schulgeld nicht leisten können. Viele Schülerinnen werden vor Beendigung ihrer Ausbildung „weggeheiratet“ oder vorzeitig von ihren Familien als Arbeitskraft zurückgeholt. Die meisten sind Waisen. Ihre Verpflegung, einen Teil der Lebensmittelvorräte bringen die Mädchen mit. Der Schulgeldbeitrag von 30.000 TSH ist den Pflegefamilien zu teuer. Aber eine Eigenbeteiligung ist uns wichtig. Wir wollen die Familien an der Ausbildung ihrer Angehörigen beteiligen, da ja auch sie von der Ausbildung profitieren.

Gemeinsam wird ein Batiktuch angefertigtDer Nähkurs

Vier Gehälter werden pro Monat gezahlt. Die Leiterin der Schule, Ndihuvila Sanga, erhält 60.000 tansanische Schillinge (TSH) für ihre Arbeit (30 Euro im Monat). Sie ist neben dieser Tätigkeit verantwortlich für die gesamte Frauenarbeit des Kirchenkreises Tandala. Diese Funktion übt sie aus, ohne einen Cent Bezahlung. Ihr Lohn sei Gottes Dank. Lediglich ein kleines Einkommen durch den Verkauf von Weizen vom Acker ihrer Eltern trug bisher zum Lebensunterhalt der alleinstehenden Frau bei. Der Kirchenkreis hat keine Mittel sie zu bezahlen. Jetzt kann Ndihuvila die Frauenarbeit fortführen und gleichzeitig die Verwaltung und Lehre in Mategemeo mitgestalten. Keine kennt wie sie die Probleme im Leben der Frauen und Mädchen im Kirchenkreis. So unterrichtet sie 3 Tage in der Woche in Mang’oto und betreut die Schülerinnen.

Die Nählehrerin erhält ebenfalls 60.000 TSH. Sie lehrt das Nähen von Kleidungsstücken und Taschen. Der Batiklehrer Abbas stammt aus Mang’oto. Er wurde am Diakoniezentrum Tandala ausgebildet. Sein Wissen hilft Abbas, der körperlich behindert ist, sein Leben zu bestreiten. Die Anerkennung, die er durch die Arbeit als Lehrkraft erfährt, gibt ihm Lebensmut. Die Stricklehrerin Trisca ist eine ehemalige Mategemeo-Schülerin. Sie spezialisierte sich in einem Kurs auf Strickmaschinen. Beide Lehrer, Trisca und Abbas, erhalten 50.000 TSH für ihre Arbeit.


Budget

Das Budget wird gedeckt durch den Verkauf von Batiken, Schuluniformen, Strickwaren, Taschen, Gemüse, Eiern. Die andere Hälfte wird abgesichert durch Spenden der lutherischen Gemeinden in Tower City Pennsylvania und Ströbeck. Ein Teil der Einnahmen wird für Zuschüsse an die Schulgeldzahlungen der Mädchen genutzt. Ndihuvila gelang es im Zeitraum Juni bis August 2011 rund 800.000 TSH durch den Verkauf von Batiken, Schuluniformen und anderem zu erzielen. Material für die Lehre (Stoffe, Wolle, Zwirn, Farben, Schulungsmaterial) wird davon finanziert. Der Rest von Spendern übernommen.


Aktuelle Vorhaben (Stand 2012)

Es gab bei der Gebäudeübernahme nur eine strohgedeckte, qualm geschwärzte Küchenhütte mit zwei Kochlöchern. Eines davon zusammengebrochen. So haben die Verantwortlichen beschlossen einen ehemaligen Lagerraum im Gebäude zur Küche umzubauen. Über den Tansaniakreis Halberstadt e.V. konnte mit finanzieller Beteiligung der Stiftung Nord-Süd-Brücken...

  • eine neue Dachkonstruktion eingezogen,
  • ein moderner Holzofen installiert,
  • Regale eingebaut und
  • funktionales Küchengerät angeschafft werden.

Nun kann für 25 bis 30 Leute gekocht werden. Auch der Herd dafür musste gekauft werden. Für den Ausbau waren 6 Säcke Zement waren nötig, zwei Fenster wurden ebenfalls eingezogen. Jetzt ist die Küche fertig, eine „Durchreiche“ für die Essensausgabe ist auch installiert, so kann man bequem den Speisesaal bedienen.

Im Jahr 2011 haben die Mädchen nicht nur Nähen, Batiken, Stricken, Kochen, Englisch und Familienplanung gelernt. Sie sahen zum ersten Mal in ihrem Leben, wie man malert, Betten aufstellt, eine Dusche bedient und packten fleißig mit an. Mit Spendengeldern konnten diese Räume nun endlich gründlich renoviert werden. Eingebaut wurden Duschen, Waschbecken, Innentoiletten (kannten die Mädchen noch gar nicht) und Doppelstockbetten. Die viele Arbeit hat sich sehr gelohnt. Alle freuen sich. Jetzt ist genug Platz zum Schlafen da und wer nicht mag, muss sich nicht mehr zu zweit in ein Bett zwängen. Der dunkle Nachtweg zum alten Sanitärtrakt entfällt.

Dies alles war nur möglich durch gezielte Spenden für das Projekt.