Die Situation verbessert sich
Was Armut in Mang'oto bis 1990 bedeutete
Bildung:
- 70% der Kinder besuchen die Grundschule, die anderen werden zur Feldarbeit eingesetzt
- viele Eltern sind Analphabeten
- wenige Kinder schaffen es, die Schule zu besuchen, aufgrund der weiten Entfernung bis zur Sekundarschule
Ernährung:
- Vitaminmangel, Fleischmangel
- nur Kleintierhaltung
- wenig Obst (typisch afrikanisches Obst ist sehr teuer und muss über weite Wege transportiert werden)
Gesundheitsversorgung:
- schlechte Ausstattung der Gesundheitsstation (Dispensary)
- weite Entfernung bis zum nächsten Krankenhaus
- Preise für die Fahrt und Gesundheitsversorgung sind sehr hoch
- HIV/AIDS greift bereits um sich, ist aber tabuisiert
- hohe und frühe Sterberate
- Zahl der Waisenkinder steigt rapide an
Infrastruktur:
- kein Strom, kein Telefon
- keine Abwasser, keine Müllentsorgung
- außer der Ortsdurchfahrt sind alle Fahrwege Pisten, die während der Regenzeit kaum passierbar sind
- keine verlässliche, saubere Wasserversorgung
- einzige eingefasste Quelle 1 bis 5 km entfernt
- während der Trockenzeit: nur an zwei Tagen die Woche darf Wasser geholt werden
- Keine Kontrolle der Wasserqualität
Folgen:
- Magenerkrankungen, Zeitverlust, kein Gemüseanbau, keine Tierhaltung, mangelnde Hygiene, kein Brennen von Ziegeln für den Bau stabiler, wetterfester Häuser (wofür man viel Wasser braucht)
Gemeinsam werden Lösungen gesucht
Im Jahre 1990 lebten fast alle Einwohner des Dorfes von weniger als einem US-Dollar pro Tag. Nur die wenigen Lehrer und Betreiber von kleinen Läden verfügen über etwas mehr Kaufkraft (Lehrergehalt ca. 40 Dollar pro Monat, wird aber nur unregelmäßig ausgezahlt); Hunderte von Einwohnern verfügen noch nicht einmal über einen Dollar pro Monat. In den großen Kollektenkorb der evangelisch-lutherischen Kirche legen die Gottesdienstbesucher Maiskolben, Eier und Kartoffeln.
Diese Kirchengemeinde unterhält seit 1992 eine Partnerschaft mit dem Tanzania-Kreis e.V. Halberstadt und mit dem evangelischen Pfarrsprengel Ströbeck (Sachsen-Anhalt). In Gesprächen mit Lehrern, Eltern, Kirchenältesten und Pfarrern werden als Gründe für die extreme Armut immer wieder genannt: Ungünstiges Klima, Vernachlässigung seitens der Landesregierung und Bezirksregierung, inkompetente Gemeindeverwaltung, Lehrermangel, mangelnde Aufklärung in Sachen Landwirtschaft und Gesundheit, noch immer weit verbreiteter Aberglauben (Hexenglauben, böser Einfluss der Ahnen).
Seit Ende der 90er Jahre versuchen einige Bewohner ihre Situation durch Eigeninitiative und partnerschaftliche Hilfen zu verbessern. Diese Bereiche konnten sich in Mang'oto verbessern:
Bildung:
- 2002 Einführung der Schulgeldfreiheit
- mit Hilfe örtlicher Kirchgemeinden und ihren deutschen Partnern wird die Grundschule jetzt von allen Kindern besucht
- mehr Schüler und bessere schulische Leistungen
- Zahl der College- und Universitätsstudenten steigt
- mehr Grundschüler schaffen den Abschluss der 7. Klasse und können zur weiterführenden Sekundarschule gehen - da die Waisen Sponsoren haben und die Verwaltungsgemeinschaft Mang'oto in Eigenarbeit eine Sekundarschule mit dazugehörigen Lehrerhäusern gebaut hat
Gesundheitsversorgung:
- AIDS-Seminare für Jugendliche uund Erwachsene haben die Ansteckungsrate gesenkt
- HIV wurde enttabuisiert, Bildung einer Selbsthilfegruppe von Betroffenen, die u.a. die Abholung von Medikamenten vom Krankenhaus Ikonda organisiert und Kleinstkredite vergibt
- Zugang zu kostenlosen Medikamenten und Kondomen
- geringere Sterberate
Ernährung:
- Ziegen-, Rinder- und Schweinehaltung hat begonnen
- in freiwilligen Arbeitseinsätzen wurden Tausende von Kiefern gepflanzt, die bereits nach 20 Jahren geerntet werden können
- Witwen des Ortes schlossen sich zusammen und pflanzten Obstbäume - genug, um später einen Teil der Ernten vermarkten zu können
- ausgeglichene Ernährung durch Obst- und Gemüseanbau (deutlich weniger Kinder mit Hungerbäuchen)
Infrastruktur:
- 2002 Einweihung eines neuen Wassersystems für Mang'oto und einiger Nachbardörfer, dies hat u.a. bewirkt:
- Neubau stabiler Häuser (Ziegel werden vor Ort gebrannt)
- pünktlicher Schulbesuch der Kinder
- Entlastung der Frauen, weniger Magenerkrankungen
- bessere Ernten
- verbreiterte und befestigte Straße: dadurch bessere Busverbindungen zu den benachbarten Städten und zum Krankenhaus
- in Eigenarbeit wurden ein Haupttank gebaut und 30km Pipelines verlegt
- kontrolliertes, sauberes Wasser kommt aus Zapfsäulen, die über das ganze Dorf verstreut sind und zu denen die Einwohner nicht mehr als 100 bis 200 Meter zurückzulegen haben
- Unser Ziel ist es, bis zum Jahre 2015 die extreme Armut und den Hunger zurückzudrängen und die Zahl derer zu halbieren, die über weniger als einen Dollar pro Monat verfügen. Und die Millenniumsziele der Vereinigten Nationen zu erfüllen.
Es gibt keine genaue Statistik darüber, wie sich die Einkommensverhältnisse verändert und verbessert haben, aber die inzwischen große Zahl von Sekundarschülern und Fachschülern, die vielen Mobiltelefone, die Fahrräder und Motorräder, die gesteigerte Mobilität und sogar die beachtlichen Kollekten und Opfergaben sind Indikatoren, dass extreme Armut zwar noch anzutreffen, aber nicht mehr die Regel ist. Außerdem hungern weniger Menschen.
Viele Einwohner – einschließlich die Kranken – sind von einer positiven Aufbruchstimmung ergriffen. Alle Kinder und Jugendlichen wollen lernen und vorankommen, und die meisten Eltern unterstützen diese Ambitionen nach Kräften (insbesondere die Mütter).
Ziele für die Zukunft
Im Vergleich zu den Städten Tansanias – von Europa ganz zu schweigen – ist Mang’oto immer noch ein sehr bescheidenes, unterentwickeltes Dorf.
Doch im Vergleich zur eigenen Vergangenheit, z.B. zu 1990, ist es kräftig voran gekommen und hat gute Aussichten, den von den Vereinten Nationen vorgegebenen Millenniumszielen bis 2015 nahe zu kommen.
Zu dieser Entwicklung hat die finanzielle Hilfe, die Beratung und moralische Unterstützung aus Europa und den USA beigetragen und geholfen, die eigenen Kräfte zu mobilisieren.
Im Vergleich zu anderen Projekten in Tansania war diese Hilfe von außen sehr bescheiden und gering, aber gerade die vor Ort von den Menschen getragenen Kleinprojekte im Bereich Bildung, Gesundheit und Infrastruktur stellen die vielen kleinen, gelungenen Schritte dar, die das große Ziel der Eindämmung von Hunger und extremer Armut als realistisch erscheinen lassen.
Auf diese vielen kleinen Schritte aufbauend, sollte und müsste in den nächsten 5 Jahren ...
- das höher gelegene, nur zwei Kilometer entfernte Dorf Usungilo an das bestehende Wassersystem angeschlossen werden
- das Wassersystem regelmäßig gewartet werden
- das neue Frauenzentrum „Mategemeo“ (eine Hauswirtschaftsschule für 25 junge Mädchen aus ärmsten Verhältnissen) im Bestand gesichert werden
- der Lehrermangel an der Grund- und an der Sekundarschule beseitigt werden (in Verhandlungen mit der Bezirksregierung)
- eine Außenstelle des Krankenhauses Ikonda für die Medikamentenausgabe an HIV-positive Menschen etabliert werden
- die Straße nach Makete und die nach Njombe regenzeitfest gemacht werden, so dass Obst und Gemüse zu den großen Märkten transportiert werden können
- die Unterstützung von bedürftigen Schülern und Studenten durch Sponsoren in Deutschland verlässlich garantiert und ausgeweitet werden
- die Aufforstung des kommunalen und kirchlichen Ödlandes vorangetrieben werden
- der Informations- und Besucheraustausch mit Partnern in Deutschland und USA fortgeführt und durch Einsatz von Voluntären (z.B. „Weltwärts“ ) verstärkt werden
- permanente Gesundheitsaufklärung in Schulen und Kirchen betrieben werden
- die Vergabe von Klein- und Kleinstkrediten ausgeweitet werden
- die Existenzgründung von Absolventinnen der Hauswirtschaftsschule „Mategemeo“ gefördert werden
- die Tradition der demokratischen „Dorfversammlungen“ gepflegt und ausgebaut werden
Ja, ein afrikanisches Dorf hat Wege aus der Armut gefunden. Es wird sie weiterhin beschreiten.