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30,- Euro kostet das Monatsgehalt der Leiterin der Hauswirtschaftsschule Ndihuvila Saga

Hunger

Usungilo heißt ein kleines Streudorf hoch in den Bergen des ostafrikanischen Landes Tansania. Es gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Mang'oto und seine kleine evangelische-lutherische Kirchengemeinde zum Pfarrsprengel Mang'oto, der seit 1992 eine Partnerschaft mit dem deutschen Pfarrsprengel Ströbeck unterhält.

Am Mittwoch, dem 09. Oktober 2013, sind Marlis und Hartmut Barsnick zusammen mit Superintendent Phone Sanga von Tandala unterwegs ins nur 90 km entfernte Njombe. Sie machen in Usungilo Halt, da es hier seit August etwas sehr Neues und Wichtiges gibt: Eine „Chekechea" (Kinderkrippe) für die ganz Kleinen (und ganz Armen) des Dorfes. Das Kirchlein und das daran angrenzende Mitarbeiterhäuschen werden dafür genutzt. Barsnicks transportieren mit ihrem Land Cruiser etwas, was in Deutschland leicht einzusammeln ist, hier aber einen Schatz darstellt: gute, saubere, gebrauchte Kinderkleidung in drei Bananenkisten, dazu eine Kiste mit Seltenheitswert: Dutzende von liebevoll gestrickten Wollmützchen, z.T. mit norwegischen Rentiermotiven (wie passend im Land der Antilopen!), gestiftet von den Ruhestand genießenden Diakonissen des Mutterhauses „Neuvandsburg" in Elbingerode/Harz. Mama Mahenge vom Kirchenvorstand, Evangelist Mwampepe und die junge Krippenleiterin Agnes Mgaya wissen, welche Kinder welche Kleidungsstücke benötigen, aber alle bekommen ein Mützchen und jubeln vor Freude – nur ein Mädchen nicht. Es liegt reglos auf dem Lehmboden, antwortet nicht, steht nicht auf. Was ist nur los? „Sie muss sofort ins Krankenhaus", sagen Marlis und Phone und bitten Hartmut, die 12 km nach Tandala zurückzufahren, wo sich das sehr gut geführte, von Italienern geleitete Hospital „Consolata" befindet. Aber Jameson Mwampepe und Mama Mahenge meinen, es wäre günstiger, sie in die nur 3 km entfernte „Dispensary" (Gesundheitsstation) von Mang'oto zu fahren, zumal das auf dem Weg nach Njombe liegt. Gesagt, getan; Jameson hebt die Kleine vorsichtig in den Land Cruiser, und 5 Minuten später sind sie schon am Ziel – nur: kein Arzt, keine Krankenschwester, ein verlassenes Gebäude. Immerhin taucht 10 Minuten später eine Schwester auf. Das kleine Mädchen – immer noch reglos und nicht ansprechbar – wird auf einen Tisch gelegt, betastet; das Fieberthermometer sagt: keine Temperatur. Diagnose der Krankenschwester: Sie hat Hunger. Und die Kleine flüstert nun tatsächlich, dass sie am Vortag etwas „Ugali" (Maisbrei) gegessen hätte. So fahren sie also zurück in die Dorfmitte, geben Jameson Mwampepe 10.000 Schillinge (5.- Euro), um etwas Essbares zu kaufen und das ca. vierjährige Mädchen mit dem Dalla-Dalla-Kleinbus nach Usungilo zurückbringen zu können. Zögerlich und betroffen wird die Fahrt nach Njombe fortgesetzt.

Am darauffolgenden Sonntag, den 13. Oktober, kommt Hartmut Barsnick wieder nach Usungilo, um zu predigen und die Gemeinde von ihren Freunden in Ströbeck und Umgebung zu grüßen. Als erstes fragt er den Evangelisten nach dem Befinden der Kleinen. „Alles in Ordnung – es geht ihr gut" lautet die Antwort. Sie hatte schlicht übermäßigen Hunger.

In den letzten drei, vier Monaten haben sich in vielen Dörfern des Kirchenkreises Tandala ( und darüber hinaus) „Chekecheas" gebildet, meist in Zusammenarbeit der ev. Kirchengemeinde und der Grundschule. Dort erhalten je 20 bis 50 Kinder um 11.00 Uhr morgens eine sättigende Mahlzeit. Eltern und Großeltern tragen Mais und Kartoffeln bei, die deutschen und amerikanischen Partnergemeinden sorgen für Zucker, vitaminreiche Südfrüchte und ein Mini-Gehalt von 20 000 Schillingen (10.- Euro ) pro Monat für die Leiterinnen.

Hartmut Barsnick

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